Etwa 12 Prozent der österreichischen Bevölkerung leiden unter einem störenden Tinnitus (darunter versteht man ein Ohrgeräusch wie Sausen, Rauschen, Pfeifen oder Brummen). Der Tinnitus kann akut oder chronisch (langsam zunehmend) auftreten. Im einfachsten Fall ist lediglich der Gehörgang mit Ohrenschmalz verlegt. Die Ursachen können unterschiedlichster Natur sein, weshalb es wichtig ist, ernstere Erkrankungen auszuschließen. In jedem Fall sollte ein HNO-Facharzt die Herkunft des Tinnitus abklären.

In der HNO-Gemeinschaftspraxis stehen dazu modernste Geräte zur Verfügung:

  • Audiometrie (zur Hörprüfung)
  • Sprachaudiometrie
  • TOAEs (transiente otoakustische Emissionen – Eigenschall des Innenohrs bei Hörgesunden): zur Hörprüfung bei Säuglingen und Kleinkindern
  • Tympanometer (damit wird etwa der akustische Widerstand des Trommelfells gemessen)
  • Ohrmikroskop

Mehr zur Tinnitustherapie erfahren Sie auch auf den Seiten des Tinnituszentrums, mit dem wir eng zusammenarbeiten.

„Da kann man sehr wohl was machen!“

Immer wieder kommen Patienten zu uns, die an einem Ohrgeräusch leiden und denen gesagt wurde, sie müssten damit leben oder „da kann man leider nichts machen“. Das stimmt nicht.

Wir bieten für alle Tinnitus-Betroffenen ein abgestuftes Behandlungskonzept, das entsprechend der Ausgangslage und in Abhängigkeit vom Leidensdruck der Betroffenen von einfachen verhaltenstherapeutischen Maßnahmen bis zur kompletten Retraining-Therapie reicht.

Eine Schlüsselrolle nimmt dabei der gleichzeitige Ausgleich einer bestehenden Schwerhörigkeit mit speziell gegen den Tinnitus eingesetzten Hörgeräten ein. Jeden Tag erleben bei uns Patienten, wie ein schon viele Jahre bestehendes Ohrgeräusch durch den gezielten Einsatz von Hörgeräten binnen Sekunden zum Verschwinden gebracht wird oder zumindest erheblich leiser wird. Was zunächst nur eine Maskierung des Ohrgeräusches durch die Umgebungsgeräusche ist, führt bei vielen Patienten bei konsequentem Tragen ihrer Hörgeräte zu einem echten Umlernprozess im Gehirn und dazu, dass der Tinnitus auch abends, nach dem Herausnehmen der Geräte, nicht gleich wieder lauter wird.

Grundlegend für das Verständnis der Wirksamkeit von Hörgeräten bei Tinnitus ist das historische Experiment von Heller und Bergman 1953. Sie führten ein Experiment durch, bei dem sie 80 normalhörende Personen für jeweils 5 Minuten in einem schalldichten Raum platzierten und sie baten, über das Gehörte zu berichten. 93 Prozent berichteten, ein Ohrgeräusch gehört zu haben, obgleich keiner von ihnen vorher eine derartige Erfahrung hatte.

Das Hervortreten von Tinnitus ist in hohem Maße von Stille abhängig, weshalb er häufig erstmalig nachts in einem gut abgeschirmten Schlafzimmer oder in einem ruhigen Wohnzimmer gehört wird.

Heller und Bergmann zogen daraus die bestechende Schlussfolgerung, dass jeder Gesunde im Prinzip einen „unhörbaren Tinnitus“ hat, der dadurch, dass wir uns nie in einem völlig schalltoten Raum aufhalten (auch im stillen Schlafzimmer hat es 30 dB!) unhörbar bleibt.

Bereits ein geringes Ausmaß einer bestehenden Schwerhörigkeit bringt uns aber in dem Frequenzbereich, der von der Hörminderung  betroffen ist, sehr rasch in eine „schalltote Kammer“ und unser bis jetzt unhörbarer Tinnitus wird plötzlich hörbar. Er gewinnt durch Beunruhigung, Aufmerksamkeitshinwendung und negative Assoziation im limbischen System (Gefühlszentrum) rasch ein Eigenleben und Dynamik und ist dann auch bei Umgebungslärm präsent.

Der gezielte Einsatz von Hörgeräten, Kombinationsgeräten und Noisern wurde von uns ab dem Jahr 2000 in unserem Tinnituszentrum entwickelt, erprobt und hat sich hundertfach bewährt. Der Art und Weise der Hörgeräteversorgung bei Tinnitus kommt eine Schlüsselrolle zu. Hier wurden und werden durch die Auswahl der falschen Hörgeräte immer noch Fehler gemacht. In der Zwischenzeit konnten wir beim österreichischen HNO-Kongress und bei zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen für HNO-Ärzte, für Hörgerätefirmen, für Hörgerätehersteller und den Verband der Hörakustiker (VHÖ) darüber berichten und den Wissensstand verbessern.